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Gedichte
 
Der Park
 

1



Eingezwängt
zwischen Auto-,
Luftlande- und Straßenbahn
zwischen Weser und Ochtum
streckt sich der Park
durchschnitten
von braunen Wasseradern und Wegen
gesäumt von Holunder und Schilf.
2
Saftige Wiesen,
auf denen Pferde
mit Sprüngen
den Sommer begrüßen
und Rebhühner
erschrocken
vor Radlern flüchten
über den Köpfen
im weiß-blauen Himmel
unermüdlich die Bussarde
auf der Suche
nach Beute kreisen.
   
3
Baumreihen spenden
Schatten und Kühle
in flirrender Sonne
und begrenzen den Blick
auf weitläufige Sumpfweiden
deren Halme
ein sanfter Wind wiegt.
4
Selten nur durchbricht
das Brausen
der Autobahn
das Dröhnen
der Flugzeuge
das Rattern
der Straßenbahn
die Mittagsstille.
   


Freimarkt
  1
Glanzgeruchsgeräusche
Jahrmarkt wiedermal
Todeswand und Zuckerwatte
Lichterrausch und Höhenschwindel
honigsüß und heringssauer
Schinkenbrötchen, Sahneeis
Glühweindampf mit Schmalz
steile Zähne
tolle Kisten
Menschen drängen, schieben, schwitzen
2
Scooter kreisen
vorwärtsrückwärts
Männerbrust in Lederschwarz
Mädchenblicke
kühles Blondes
Glimmergold im Neonschein
Grelle Kisten, steile Kurven
Aufwärtsabsturz
Todesfurchtsekunden
jagen, schweben, fliegen, gleiten.
3
Monsteraffe bleckt die Zähne
Nebelschwaden streifen Haut
Roter Mond vor grünem Himmel
krönt gelbgestreiftes Budendach
Ponys traben dumpfe Kreise
Kinderglück in Feuerwehr
Mondraketen
Weltraumflieger
Haifischjagd im Simulator
eine abgesägte Frau
Kinderlachen, Männergrölen
Kreischen, Juchzen, Angstgeschrei.
4
Immer noch die Hammerschläger
Schiffeschaukler, Balkenbieger
rennende Kaninchen
Holzpferdjagd
Ping-Pong Bälle,Teddybären
Mandeln heißgebrannt
und kalte Küsse
Zuckerwatte
Heringsbrötchen
Räder in der steilen Wand
donnern, pfeifen, heulen auf.
5
In den Himmel schwebt ein Käfig
von ganz oben fällt ein Schrei
Leuchtend blaue Berge
schneeverschneite Stadt
davor glitzernd grüne Renner
schäumend tobt ein Wasserfall
Lederjeans und Punkerbraut
High-Tech speed und Disco Scheiben
Donnernd rast die Bahn vorbei
coole Blicke
heiße Träume
fliegen über Wagen hin
6
Menschenschlange
teilt die Menge
Füße stampfen
Tische wackeln
Paare kreisen vor der Bühne. blaukarierte,
rotgestreifte Schwaden
senfbespritzte Weißwurstketten Schweinsfußberge
säuerlich bekränzt,
pralle Brüste,
dicke Waden stemmen Krüge,
Weißbierströme fließen
über Bänke, Tische, Seelen
in der Ecke
schnarcht ein Mann.
7
Grelle Töne steigen in den Himmel
fangen sich an Lichtgirlanden
Nachtwind
Fahnenstangen
Himmelsblau kühler Regenschauer
Zelte dampfen
Schirme triefen
abwärts rauscht
ein Fluß durchs Neontal
rosarote Nilpferdkühe
tausend bunte Zettel neben Pfützen
Max und Elli Hand in Hand
8
Ein Verein im Riesenrad
in der Achterbahn die Firmamüller
Fritzunderna an der Theke
und ein Riesenherz für Franz Papa Bue kämpft gegen Elvis
Saxophon schlägt Leierkasten
Technotango
Walzerrock
Brause, Biere
kurze Klare
Zuckerstangen, Schokowaffeln,
Gyros, Pizza, Chinapfanne
Schüsse fliegen hin zur Scheibe
eine Rose fällt herab
9
Und zum Schluß
die grellen Knaller
nun noch tausend Lichter mehr
eine allerletzte Bratwurst
noch ein Bier
und einen Tanz
einen Kuß
und eine Raserunde
einen Blick noch zu ihr rüber
Abschied vom dem schönen Traum
ein Ballon löst sich vom Haken
und schwebt langsam
durch die Nacht


Wenn er so ist..
der Herbst des Lebens
so leuchtend bunt die Kronen der Bäume
so saftig die Früchte
so würzig der Geruch gemähter Wiesen
so frisch das Wasser des Flusses
so still die Luft am Abend
dann will ich
feiern Feste mit allen Freunden
bis in den Abend
nicht fürchtend
das letzte herabsinkende Blatt
den letzten Schrei der Gänse
den letzten Schluck Wein
und den letzen Platz
in duftender Erde.
Aysha
Entpuppe dich
Aysha
krieche hervor
unter dem weißen Kokon
der dir den Blick raubt
die Hände bindet den Mund zum Schweigen zwingt
Entpuppe dich
Aysha
auch wenn du fürchtest
als Raupe vielleicht
Futter zu werden
für hungrige Vögel
Entpuppe dich
Aysha
auch dir
winkt eine Zukunft als
Schmetterling