Biografie



Dacia Maraini wurde am 13. November 1936 in Florenz/Fiesole als Tochter von Topazia Alliata di Salaparuta(!913-2015), die aus einer verarmten sizilianischen Adelsfamilie abstammte, und Fosco Maraini, Ethnologe/Anthopologe und Schriftsteller, in Florenz geboren.



Die Eltern und Geschwister
Topazia Alliata (5.9.1913) studierte in Florenz Kunst und war eng mit Guttusso befreundet. Sie traf Fosco Maraini, schon damals ein bekannter Etnologe und Bergsteiger, in der Toskana. Schon bei ihrer ersten Begegnung stellten sie viele gemeinsame Interessen und kulturelle Vorlieben fest 1935 heirateten sie.



(Bildquellen: www.corriericosmici.it/webpagine/topazia.htm) Fosco und Topazia 1934, Bild Topazias von Fosco, Selbstbildnis Topazias


Da Fosco Maraini den Wunsch verspürte, das faschistische Italien zu verlassen, nahm er an einem Wettbewerb für ein internationales Forschungsstipendium teil und gewann dieses. So wurde ihm die Möglichkeit eröffnet, im Norden Japans über die Ainu, eine Bevölkerungsgruppe, die vom Aussterben bedroht ist, zu forschen. Die junge Familie verließ Italien 1938, als Dacia zwei Jahre alt war. Ihre Schwestern Toni (geb. 1941 und Yuki, geb.1942) wurden in Japan geboren. Über die Beziehung zu ihren Schwestern schreibt sie: "Die...Dreieinigkeit war ein fruchtbarer kleiner Acker, zunächst für uns Kinder, dann für uns Jugendliche und schließlich für uns erwachsene Frauen mit eigenen Kindern. Eine zugleich zerbrechliche und starke Trinität, die uns zu großen Plänen für eine gemeinsame Zukunft inspirierte." 1
Die liberale antifaschistische Haltung sowie die Weigerung, die Regierung von Salò anzuerkennen, wurden der Familie zum Verhängnis. 1943 wurden die Marainis in verschiedenen Konzentrationslagern interniert. "Diese Erfahrung war sehr entscheidend für mich, den Hunger kennen zu lernen und das tägliche Gefühl des nahen Todes. Es war ein Camp ähnlich wie Buchenwald, sehr sehr schwierig, es gab nichts zu essen und alle nur vorstellbaren Krankheiten während man Zwangsarbeit verrichten musste und sadistischer Grausamkeit ausgesetzt war. Der Mut meines Vaters hat uns gerettet. Weil er die japanische Mentalität kannte entschied er sich, die japanische Tradition des yubikiri anzuwenden, er trennte sich mit einer Axt den Finger ab und warf ihn hinüber zu den Japanern. Dies wurde als eine herausragend mutige Tat gewertet, die bedeutete, dass der andere ein Feigling ist und man selbst mutiger als der andere. Sie gaben uns Milch und das rettete unser Leben. Sie erinnert sich auch daran, dass der Vater in ihr zum Geburtstag aus einem Holzstück einen kleinen Pinocchio schnitzte - eine Kostbarkeit, denn sie hatte nur Steine zum spielen. Diese Erfahrung hat vor allem meine Liebe zu meinem Vater verstärkt, der auch meine literarischen Themen beeinflusst hat."2 Sowohl in ihrem Gedichtband "Mangiami pure"(1978) sowie in ihrem Buch "Ein Schiff nach Kobe" finden die Erfahrungen der Gefangenschaft und des Hungers einen literarischen Ausdruck. Während Dacia Maraini bislang eine detaillierte Schilderung der Erfahrungen vermied, hat ihre Mutter Topazia die erniedrigenden Zustände im Lager geschildert und auch die Schwierigkeit beschrieben, unter diesen Umständen ihre drei Töchter am Leben zu erhalten. Teile des Tagebuchs wurden von ihrer Schwester Antonia veröffentlicht.3

Die Rückkehr

die Familie in Sapporo 1940, Ankunft in Paris 1947,


Erst 1947 konnte die Familie nach Italien zurückkehren. Von 1947 bis 1950 besuchte sie das Collegio Santissima Annunziata in Florenz. Dann kehrte sie zurück zur Familie, die bei den Großeltern mütterlicherseits in der Villa Valguarnera auf Sizilien in Bagheria lebte. Die heute renovierte Villa beschriebe sie damals so: "Als ich in den ersten Nachkriegsjahren dort lebte, war das stattliche, wunderschöne Anwesen nahezu eine Ruine: die Wände stürzten ein, die Statuen im Garten waren gestohlen, oder zerstört, Unkraut überwucherte die prächtige Gartenterrasse."4 Die mittlerweile 13jährige Dacia Maraini wurde mit den traditionellen Verhaltensweisen in den Familien und der Gesellschaft Süditaliens konfrontiert und reagierte darauf verstört und verwirrt. Während dieser Periode begann sie zu schreiben. In dem Buch "Bagheria" schildert sie die beengten Lebensverhältnisse auf dem verfallenen Adelssitz, die Engstirnigkeit ihrer Tante, die der Familie nur zwei Zimmer überließ. Über diese Jahre sagt sie: "Die Lebensjahre von 10 bis 18 waren reine Jahre des Überlebens. Wir waren arm, die Gesellschaft eine geschlossene, ich war eine Gefangene in dieser repressiven Mentalität, die nicht nur katholisch war, sondern auch arabisch geprägt. Ich erinnere mich, das eine Schulkameradin in Sizilien jeden Tag von ihrem Vater nachmittags ans Bett gekettet wurde. Das wurde als normal angesehen. Zu Hause war ich frei, aber nicht in der mich umgebenden Gesellschaft. Wenn ich allein das Haus verließ, blickten die Leute hinter ihren geschlossenen Fensterläden auf mich herab und verurteilten mich als Hure."5


Villa Valguarnera di Bagheria vor dem Verfall und neu renoviert(4)heute nicht mehr zugänglich


Jugend - die Familie - erste Ehe
Der Vater Fosco verließ seine Familie und ging nach Rom. Die Trennung der Eltern empfand sie als ein Erdbeben, das sie aus der Bahn warf,"6 sie der Geborgenheit eines gemeinsamen Hauses, einer gemeinsamen Stadt und ein und desselben Landes beraubte. Dacia Maraini lebte zunächst weiter bei ihrer Mutter, um mit ihren beiden Schwestern die Schule zu beenden. Sie litt sehr unter der Trennung vom Vater, zu dem sie eine sehr enge Bindung hatte und sie entschied sich mit 18 Jahren zu ihm nach Rom zu ziehen. Bis zum Alter von 18 Jahren lebte sie in seiner Wohnung, um dann mit 20 Jahren eine eigene zu beziehen.
Über das Verhältnis zu ihrem Vater, der sie zeitlebens eher als "Kumpel" denn als Tochter behandelte, schreibt sie in dem Buch "Colomba": "ein strenger Mann, ihr Vater, wagemutig, mit einem unergründlichen Lächeln. Ob er wohl jemals begriffen hat, wie sehr sie ihn liebte, diese Tochter, die eisige Nächte, stundenlange Aufstiege, Hunger und selbst die nackte Erde zum Schlafen ertrug, nur um in seiner Nähe zu sein? Keine Spur von Mitgefühl zeigte dieser junge, energische Vater." Der Wunsch, vom Vater geliebt und anerkannt zu werden, der sich auch in ihrem 1976 veröffentlichten Dokumentarfilm "Mio padre amore mio" ausdrückt, ist ein zentrales Thema ihres Schaffens. Fosco Maraini unternahm viele Reisen. Sie litt unter der Abwesenheit des Vaters, wartete sehnsüchtig auf seine Rückkehr und seine Erzählungen über seine Abenteuer. Ihre ersten Gedichte, die heute nicht mehr aufzufinden sind, widmete sie ihrem Vater. Nach seinem Tod veröffentlichte sie "Il gioco dell'universo - Dialoghi immaginari tra un padre e una figlia", Tagebuchnotizen die er ihr hinterlassen hat und die sie mit Interpretationen und eigenen Erinnerungen versehen hat. Schon während ihrer Schulzeit hatte sie zu schreiben begonnen und Kurzgeschichten in Zeitungen veröffentlicht. 1956 war sie Mitgründerin der Zeitschrift "Tempo di letteratura", die in Neapel erschien, und sie schloss sich italienischen Literaturkreisen an.
Im Jahr 1959 heiratete sie den Maler Lucio Pozzi, der 1961 seine erste Ausstellung in der Galerie zeigte, die ihre Mutter in Rom eröffnet hatte. Sie wurde schwanger, im 7. Monat jedoch hatte sie eine Fehlgeburt. Erst in dem 1996 erschienenen Buch "Un clandestino a bordo" spricht sie über diese schmerzhafte Erfahrung. Durch Pozzi, heut ein bekannter Maler, wurde sie jedoch stärker in die italienische Literatuszene involviert. Sie trennte sich von ihm 1963.




Erste literarische Erfolge
Sie konzentrierte sich zu diesem Zeitpunkt vor allem auf ihre Romane. Sie trat der "Gruppo '63" bei. Die im Oktober 1963 in Palermo gegründete Gruppo 63 fühlte sich der Neoavanguardia zugehörig, die dem Neorealismus und der klassischen Formensprache, die die Alltagssprache und die Dialekte ausklammerte, kritisch gegenüberstand. In Anlehnung an marxistische und strukturalistische Auffassungen, jedoch ohne feste Regeln oder literarische Manifeste, kam es zu formalen und inhaltlichen Experimenten. 1962 erschien ihr erster Roman, den sie bereits im Alter von 16 Jahren verfasst hatte und der dann 1962 unter dem Titel "Vacanza" veröffentlicht wurde. Er thematisiert die sexuelle Suche einer jungen Frau und beschreibt die Leere der italienischen bürgerlichen Gesellschaft während des Krieges. Für ihr zweites Buch "Zeit des Unbehagens" erhielt sie den sie den angesehenen Literaturpreis "Formentor". Die Tatsache, das Moravia, mit dem sie wenig später eine Beziehung einging, in der Jury war, führte zu heftigen Diskussionen und zu wütenden Kommentaren Carlo Levis bei der Verleihung des Preises: "Das Buch ist nichts Wert. Moravia hat ihr den Preis zugeschanzt. Er hat sich bestechen lassen, "brüllte dieser und in der "Zeit" vom 13.05.1964 erschien ein gehässigen Kommentar: "Im Jahr danach erlagen die Verleger der Beredtsamkeit, mit der Alberto Moravia das dünne Werklein "Zeit des Unbehagens" seiner Landsmännin Dacia Maraini empfahl. Die Wahl der Italienerin moniert der literarische "Zeit"-Beobachter Dieter Zimmer heute als eine "eklatante Fehlentscheidung", von der sich der Prix Formentor nicht so leicht werde erholen können. "An das Talent der Dacia Maraini glaubt heute nur noch der 56 jährige Moravia, der inzwischen mit der anmutigen 27 jährigen am Tiberufer Wohnung und Leben teilt."6.
Dies waren nicht die einzigen Anfeindungen, die die Autorin im Verlauf ihrer schriftstellerischen Karriere über sich ergehen lassen musste. Auch ihre Schilderungen der Machenschaften der Mafia in Sizilien in ihrem Buch "Bagheria" führten zu Anfeindungen bis hin zur Bedrohungen. Da in vielen ihrer Bücher und Essays die Themen erotischer Beziehungen und erfüllter weiblicher Sexualität im Mittelpunkt stehen, sah sie sich in der italienischen Presse Anschuldigungen ausgesetzt, pornografisch zu schreiben. Ihr 1966 erschienener Gedichtband "Crudèlta all`aria aperta", der lange erotische Passagen einschließlich des Wunsches nach erotischen Beziehungen zum über alles geliebten Vater enthält, wurde beschlagnahmt. In Deutschland In entrüstete sich Anneliese de Haas 1963 der "Welt" über "unsittliche Passagen" des oben genanten Werkes und in der "Welt am Sonntag" kommentierte man die Beschlagnahmung ihres Buches folgendermaßen: "Dacia Maraini.....gilt in Italien als Protektionskind des 'Amoralisten' Moravia und erregt fast automatisch Anstoß." 7

Durch die Veröffentlichung zahlreicher weiterer Werke in den folgenden Jahren, darunter Kurzgeschichten, Essays, Lyrik und Komödien, konnte sich Maraini schließlich durchsetzen.



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Moravia 1951, Maraini und Moravia auf Reisen,
Bildquelle 3:http://www.pasolini.net/cinema_comizid%27amore_recensione.htm,Moravia,Pasolini und DM,

Beziehung zu Moravia - Freundschaft mit Pasolini
Ihre Beziehung zu Moravia, den sie in Rom durch einen Freund kennen gelernt hatte, wurde kritisch beobachtet. Dacia Maraini, gefragt, ob sie sich als junge Frau vor allem in den Autoren oder aber in den Mann verliebt habe findet deutliche Worte: "Ohne jeden Zweifel in den Mann, er war damals gerade 49 und sehr sexy und sehr, sehr schön. Auch seine Bücher gefielen mir, mit Ausnahme "gli Indifferenti", das mir zu moralisch schien."8 Seine damalige Lebensgefährtin, die bedeutend Autorin Elsa Morante, hatte ihn bereits verlassen, als sie begannen, sich zu treffen. Ab 1963 lebten sie zusammen. "Beide liebten wir das Reisen, Tiere, die Natur, das Bücherlesen. Wir konnten stundenlang nebeneinander sitzen und lesen ohne zu sprechen."9 Beide waren auch mit Pasolini befreundet. Gemeinsam mit Moravia und Pasolini reiste sie über einen Zeitraum von 20 Jahren in den Senegal, nach Mali, Uganda, in den Kongo, nach Kenia und die Elfenbeinküste. Ergebnis dieser Reisen war auch eine dreiteilige Fernsehdokumentation ""Ritratti di donne africane".

1986 brachte sie eine Biografie über Moravia heraus und in ihrem Buch "E tu chi eri" interviewte sie ihn . Und in ihrem Buch "Der junge Alberto - Gespräche mit Alberto Moravia" versucht sie ihn zu motivieren, über seine Kindheit und Jugend zu sprechen und ihn zu befragen, inwieweit diese Erinnerungen in sein Schreiben eingegangen sind - ein Unterfangen, dem sich Moravia nur widerwillig unterzog. .
Die Beziehung zu Moravia währte 18 Jahre. In einem Interview im Espresso.10 im September 2000 sagte sie, dass sie Moravia wegen seiner Affäre zu Carmen Llera. verlassen habe. Zunächst hatte sie angenommen, dass es sich auch bei ihr wie schon bei anderen auch um eine vorübergehende Affäre handele, doch dann habe Moravia ihr eröffnet, dass er mit Carmen zusammenleben wolle, die er dann vier Jahre später heiratete. Sie trennte sich von Moravia 1982, blieb ihm aber freundschaftlich verbunden und leitet heute das Moravia-Archiv in Rom. .
Moravia stellt die Trennung rückblickend anders dar; Dacia habe nicht mehr mit ihm zusammenleben wollen und erst vier Jahre später habe er Carmen Llera kennen gelernt. Aber es sagt über das Zusammenleben mit Dacia Maraini, dass dies die wichtigste Zeit in seinem Leben gewesen sei .11 Noch heute versäumt kein Klappentext, keine Kritik oder keine biografische Notiz ihre Beziehung zu Moravia zu erwähnen, als ob es sich um ein besonderes Qualitätsmerkmal handele. .
Über ihre weiteren Lebensgefährten erfährt man wenig, jedoch in einem Interview sprach sie über eine neue Beziehung: "Ich liebe es, mich zu verlieben, es ist ein Zustand, der mir Wärme und Leichtigkeit vermittelt. Gegenwärtig habe ich ein optimales Verhältnis zu einem großzügigen und sanftmütigen Mann. Wir leben nicht zusammen, aber es gefällt mir sehr, viele Dinge mit ihm gemeinsam zu unternehmen. Plaudern, schwimmen, lesen, lesen, schlafen, kochen spazieren gehen." 2008 starb im Alter von 47 Jahren Guiseppe Moretti, Regisseur, Schauspieler und Sänger, der seit 1996 ihr Lebensgefährte gewesen war.12

Pasolini

Mit Pasolini verband sie nicht nur die Freundschaft, sondern sie arbeitete auch an Drehbüchern für seine Filme. 1973 schrieben sie gemeinsam das Drehbuch zu "Erotische Geschichten aus 1001 Nacht" in nur einer Nacht während eines Urlaubs in Sabaudia. Sie hat sich mehrfach auch über diese Freundschaft. So in dem Nachwort zu dem Buch " Reisen in 1001 Nacht" "Wir haben viele Reisen zusammengemacht. Über zehn Jahre lang sind wir durch die Welt gereist...Er war ein idealer Reisegefährte, unermüdlich, anspruchslos, bescheiden."13 Sie beschreibt auch die exzessive Liebe zu seiner Mutter und seine sexuellen Ausschweifungen, die zu seinem tragischen Ende führte, dessen offizielle Version (er sei von einem Liebhaber getötet worden) Dacia Maraini bezweifelt.

Museum Moravia


Schreiben gegen Gewalt und Unterdrückung

Dacia Marainis Hauptanliegen ist die Auseinandersetzung mit patriarchaler Gewalt gegen Frauen, mit der Verformung der weiblichen Sexualität und Psyche durch die gesellschaftlichen Verhältnisse und die Suche nach Möglichkeiten, aus diesem von ihr als Gefängnis verstandenen Verhältnissen auszubrechen. Dies waren auch die Hauptanliegen der sich in den siebziger Jahren entwickelnden feministischen Bewegung, die die Autorin sie anlässlich eines USA Aufenthaltes erstmals kennen gelernt hatte.
Während der 1970er Jahre schloss sich Maraini der Frauenbewegung Italiens an. Sie wurde Mitglied der "Rivolta femminile" sowie des "Movimento femminile romano" und nahm an Hausbesetzungen und Demonstrationen teil. Sie wurde Mitgründerin einer feministischen Theatergruppe in Rom und nahm an politischen Aktivitäten der Frauenbewegung teil. Das bedeutete eine Abkehr von dem 1967 gemeinsam mit Moravia u.a. gegründete Teatro Porcespino, eine Abkehr auch von den engeren Bindungen an die PCI, die ihrer Meinung nach autoritär war und die Situation der Frauen missachtete. 1973 war sie Mitbegründerin des ersten nur von Frauen geleiteten Theaters "La Maddalena" Diese Phase spiegelt sich in Marainis Gedichten und Romanen wider, so in "Donna in guerra".
Dacia Maraini kann als erste Schriftstellerin Italiens angesehen werden, die sich speziell mit Themen wie Vergewaltigung, Inzest, Prostitution oder lesbische Liebe aus feministischer Sicht auseinandersetzt und in ihren Werken die Rolle der Frau in unterschiedlichen Lebensbereichen aufgreift. Sie versteht sich heute jedoch nicht als Feministin. "Ich weiß nicht was die Bezeichnung Feministin heute bedeutet, weil sie sich auf eine Ideologie bezieht, die es so heute nicht mehr gibt, weil die Bewegung heute nicht mehr existiert. Deshalb sehe ich mich eher als eine Frau, die gegenüber der Geschichte und den Problemen der Frauen sehr aufmerksam ist."13. Dacia Maraini engagiert sich jedoch auch heute noch vehement für Frauenrechte. 2007 brachte sie ein Theaterstück "Passi affretati" heraus, das die häusliche Gewaltgeschichte von Frauen verschiedener Länder erzählt. Dieses Stück entstand in Zusammenarbeit mit "amnesty international" und wurde auch im Internet veröffentlich.
2011 beteiligte sie sich an den Protesten der Frauen gegen Berlusconi , mehr als 100.000 Frauen hatten ein Manifest unterschrieben, in dem sie gegen das seit Jahren frauenverachtende Bild in den Medien und in der Politik protestierten, das Frauen in Shows auf Berlusconis TV-Sendern fast ausschließlich zur hübschen (und betont dummen) Staffage degradiert. In ihrer Kolumne im Mailänder "Corriere della Siera". Nimmt sie zu aktuellen politischen Themen Stellung, so zu Äußerungen in einen Text des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger über die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Sie nennt diesen Text "zweideutig und widersprüchlich". Sie klagt den Menschenhandel und den globalen Markt der Prostitution an und fordert die öffentliche Anprangerung von Freiern, die Kontakt zu minderjährigen Prostituierten suchen. Eine Auswahl von Artikel, die sich explizit mit diesem Thema beschäftigen, sind in ihrem Buch "I Giorni di Antigone" abgedruckt.
In den achtziger und neunziger Jahren schrieb sie zahlreiche Theaterstücke, Romane und Erzählungen.In diesen beiden Jahrzehnten war sie als Drehbuchautorin tätig: 1984 erschien ihr Buch "Der Zug nach Helsinki", und 1985 "lsolína", die Geschichte einer jungen Frau die Ende des 19. Jahrhunderts nach einer gewaltsam durchgeführten Abtreibung ermordet wurde, für das sie den "Fregene-Preis" erhielt - einer der vielen Literaturpreise, die ihr im weiteren Verlauf ihrer schriftstellerischen Arbeit verliehen wurden.
1990 erschien ihr Roman "La lunga vita di Marianna Ucrìa" (Die stumme Herzogin), der das Schicksal einer ihrer Verwanden aufgreift. Sie erzählt die Geschichte einer Frau , die nach einer Vergewaltigung durch ihren Onkel ihre Stimme verliert und die sich nach dem Tode dieses Onkels, mit dem sie in eine Ehe gezwungen wird, mehr und mehr aus Abhängigkeiten befreit und ein eigenes Leben beginnt. Das Buch wurde unter der Regie Roberto Faenzas mit dem Titel "Marianna Ucrìa" verfilmt und unter ihrer Leitung und der Regie von Lamberto Pugelli wurde auf der Basis dieses Textes ein Theaterstück aufgeführt. 1991 erschien ihr Gedichtband "Viaggiando con passo di volpe", der ebenfalls ausgezeichnet wurde. 1993 veröffentlichte sie dann das Buch "Bagheria", in welchem sie die Geschichte ihrer Kindheit erzählt, die sie in dem Ort erlebt, der mehr und mehr den Machenschaften der Mafia ausgesetzt ist. Diese Darstellung brachte ihr einen Prozess ein, der allerdings niedergeschlagen wurde.
Ihr 1994 erschienener Kriminalroman "Voci" (Stimmen) fand auch in Deutschland und anderen Ländern einen großen Leserkreis. Der WDR strahlte eine Hörpielversion auf der Basis eines von ihr verfassten Textes aus und es gibt ein Hörbuch.
Die in ihrem 1999 erschienen Erzählung im Buch "Buio" schildern verschiedene Aspekte der Gewalt gegen Kinder, ein Thema, zu dem sie sich auch immer wieder öffentlich geäußert hat. Auch einige Kinderbücher hat sie veröffentlicht. Diese entstanden, nachdem sie für einige Zeit das Kind eines Freundes beherbergte, dem sie viele Geschichten erzählen musste. Ihr Hausverlag Rizzoli brachte 2000 zwei Bände - "Fare Teatro" - einen großen Teil ihrer Theaterstücke, die sie von 1966 an geschrieben hat, heraus.
Seit mehr als 15 Jahren hat sie in den Abruzzen einen Wohnsitz. Hier hat sie nicht nur ein Sommertheaterfestival ins Leben gerufen, sondern leitet auch immer wieder Theaterworkshops und hält Vorträge zur Theaterarbeit. Außerdem ist sie Jurorin für verschiedene Literaturpreise, u.a. dem Premio Elsa Morante, dem Premio Strega und dem Premio Benedetto Croce. Auch wurde sie mit einigen Ehrendoktortitel ausgezeichnet: von der Amerikanischen Universität Middlebury, vom College von Vermont, 2010 von der Università degli Studi di Foggia. 2011 wurde sie Ehrenbürgerin der Stadt Marsi und 2013 Ehrenbürgerin von Pescasseroli, ihrem Wohnort in in den Abbruzzen.

Anmerkungen:
1. http://critique-magazine.com/article/maraini.html
2.Toni Maraini:"Ricordi di arte e di prigionia di Topazia Alliata", weitere Informationen über die Familie in folgenden Publikationen: 1989, Inaccessibile Tibet : incontro con Fosco Maraini, in 'Essere', Vol. 1, n. 4, Roma. 1992, Spregiudicanda, Pensieri e Aforismi di Enrico Alliata. Introduzione, e a cura, di Toni Maraini, Semar Publicazioni, Roma, 1995, Il Nuvolario, di Fosco Maraini. Introduzione, e a cura, di Toni Maraini. Semar Publicazioni, Roma 2003 - Ricordi d'arte e prigionia di Topazia Alliata. Introduzione di Denis Mack Smith. Sellerio Editore, Palermo. 2007 - La Lettera da Benares. Sellerio Editore, Palermo. Premio Mondello 2007. 2009, Fosco Maraini : un Sud amato, studiato, vissuto, testo in Catalogo, mostra di fotografie 'Nostro Sud di Fosco Maraini', Alinari/24Ore e Gabinetto Vieusseux, Firenze/Palermo. 2010, Sulle origini ticinesi di mio padre, in 'Arte e Storia, Svizzeri a Firenze', Edizioni Ticino Management, Anno 11, n. 48, Lugano (Svizzera). 3. siehe: http://www.god-a.org/articolo.asp?ID=164
4. Ein Schiff nach Kobe S.9
5. Zitat wird ergänzt
6. Zeit vom 13.05.1964, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46173524.html
7. Die Welt, 16.05.64
8. www.scritturacreative.com/old/interviste/maraini.htlm, Übersetzung: EL
9. Interview im Lèspresso, 28.09.2000, Io e Alberto
10. Elkann,Alain/Moravia, Alberto: Vita di Moravia, Ein Leben im Gespräch, Freiburg 1991, S.396 ff.
11. www.italialibrinet/arretratis/novita0600.html#Top_of_Page
12. http://archiviostorico.corriere.it/2008/gennaio/02/ Morto_attore_Giuseppe_Moretti_co_9_080102105.shtml
13. Dacia Maraini in: Pasolini, Pier Paolo, Reisen in 1001 Nacht, vorgestellt von Peter Kammerer, mit Fotografien von Roberto Villa und einem Nachwort von Dacia Maraini, Hamburg 2011, S. 125, unter http://www.pasolini.net/vita08.htm äußer sich die Autorin zum Täter Pino Peloso
14. Interview Gaither Stewart, Rome, July 2001, http://critique-magazine.com/article/maraini.html, Übersetzung: EL

Aufnahme in Anthologien:
Doplicher,Fabio/Piersanti,Umberto: Il pensiero, il corpo - Antologia della poesia italiana contemporanea; Quaderni di Stilb - Italien 1962
BonoldiGiovanni; Poesia in Italia 1945-1975; Moizzi Editore, Italien 1975
Berardinelli Alfonso/Cordelli Franco: Il pubblico della poesia, Lerici 1975
Frabotta Biancamaria:Donne in poesia - Antologia della poesia femminile in Italia dal dopoguerra ad oggi Savelli
di Nola Laura, Poesia femminista italiana; Savelli 1978
Poesia degli anni settanta - Antologia; Antonio Porta; Feltrinelli - Italia 1979
Poeti folla & follia (Disegni di Loretta Surico e un discorsetto di Ruggero Jacobbi); Angelo De Florio; Edizioni dal Sud - Italia 1981
Immagini di parole; Rosita Copioli, Ennio Grassi; Maggioli Editore - Italia 1982
Versi d'amore - Inediti di autrici italiane contemporanee; M. Giovanna Maioli Loperfido; Corbo e Fiori - Italia 1982
L'io che bruscia - La scuola romana di poesia; Renzo Paris; Lerici - Italia 1983
Due volte aprile; Stefano Coppini; Comune di Prato - Italia 1985
Il pensiero e il corpo - Antologia degli ultimi vent'anni della poesia italiana; Fabio Doplicher; Quaderni di Stilb - Italia 1986
Il teatro dei poeti; Fabio Doplicher; Edizioni Circuito Teatro e Musica - Italia 1987
Donne in poesia - Terza rassegna di poesia, teatro e danza femminili; Centro Azione Milano Donne - Italia 1989
Contrappunti perVersi - Antologia poetica; Beppe Costa; Pellicanolibri - Italia 1990
Poesia '90 (I edizione); Riccardo Reim, Giorgio Weiss; Il Ventaglio - Italia 1990
Antologia europea - Le prospettive attuali della poesia in Europa; Fabio Doolicher; Quaderni di Stilb - Italia 1991
Contrappunti perVersi; Beppe Costa; Pellicanolibri - Italia 1991
Poesia '90 (II edizione); Spaziozero, Riccardo Reim, Giorgio Weiss; Il Ventaglio - Italia 1991
Libro dei versi e delle figure - per Francesco D'Assisi; Avagliano - Italia 1992
L'arme, gli amori - poesie inedite di 22 scrittrici italiane contemporanee; Girasole - Italia 1994
Luna a mezzogiorno - 274 haiku italiani inediti di 53 autrici contemporanee; Girasole - Italia 1998
Contemporary Italian Women Poets: A Bilingual Anthology; Cinzia Sartini Blum, Lara Trubowitz; Italica Press - USA 2001
Picchietti, Virginia:Relational Spaces: Daughterhood, Motherhood, and Sisterhood in Dacia Maraini's Writings and Films, Fairleigh Dickinson Univ Press 2002
Bildquellen:
(2) http://www.scrittoriperunanno.rai.it/scrittori.asp?videoId=136¤tId=16
http://www.god-a.org/articolo.asp?ID=164
(3)www.enciclopediadelledonne.it/img/576sapporo,
(4)http//www.experiences.it/res/jspcart/minisites/img/villa_valguarnera_foto_area_foto.jpg
weitere Bilder
Dacia jung: Foto di Agnese De Donato
http://www.daciamaraini.it/immagini.htm
http://www.daciamaraini.it/immagini_ritratti.htm
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